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Saturday, May 17, 2008

Nazi-Pop

Ulrich Wangemann über den Drang der Rechtsradikalen in die Popkultur

Es wird die Rechtsextremisten kaum überraschen, dass sich der Protest der linken Aktivisten jetzt gegen einen Teltower Szeneladen richtet. Denn solche vordergründig kommerziellen Kleinmfirmen sind wichtige Brückenköpfe der Rechtsradikalen in der Welt der „Normalos“.

Kapselte sich die Neonaziszene noch vor einigen Jahren fast wie eine Sekte ab, hat sie inzwischen die Arme nach den H&M-Jugendlichen ausgestreckt. Die Ideologen haben festgestellt, dass sie ihre Botschaften in den „Mainstream“ (Hauptströmung) der Jugendkultur tragen müssen, wollen sie Gehör finden. Deshalb ist der martialische Skinhead-Aufzug mit Springerstiefeln, Bomberjacke und Glatze längst nicht mehr vorherrschend. Poppig anmutende – und übrigens sündhaft teure – Designerware kleidet den Neonazi von heute.

Das Spiel mit Symbolen und Logos haben sich die Rechten von den kreativen T-Shirt-Beschriftern der ironiefreudigen 90er-Jahre abgeschaut. Die gotische Schrift prangt auf den Heckscheiben vieler Autos. Die Grenze zur Strafbarkeit überschreiten die neu gestylten Rechten selten.

Resultat: Unzählige junge Leute tragen – manchmal sogar unwissend – versteckte Botschaften spazieren. Die Nazis sind in der Popkultur angekommen. Das ist gefährlich.

Quelle
Märkische Zeitung [16.05.08]