antifa , antifaschistische aktion , antifaschistische aktionen

Wednesday, February 28, 2007

Vorpommern: „Leistungsabzeichen“ mit Rune

Alljährliches Treffen der braunen Szene zum so genannten „Tollensemarsch“ in Vorpommern.
Der Neubrandenburger Polizeisprecher zeigte sich wenig begeistert von der Aussicht, dass Journalisten zum ersten Mal über den so genannten „Tollensemarsch“ der Neonazi-Szene in Vorpommern berichten wollten. Er blaffte ins Telefon: „Sie wissen, dass wir sie hier nicht gerne sehen, sie bieten denen doch nur ein Podium.“ Stillschweigend war in den letzten Jahren zur Kenntnis genommen worden, dass über 100 Neonazis jeweils am letzten Februarwochenende die knapp 40 Kilometer um den See marschierten. Zum „4. Tollensemarsch“ hatten der neue Mitarbeiter der NPD-Fraktion im Schweriner Landtag, David Petereit, sowie der „Kulturkreis Mecklenburg-Strelitz“ geladen. „Heil Euch!“ hieß es in der Einladung, 2006 hätten 130 Kameraden und Kameradinnen teilgenommen und nur drei seien „auf der Strecke geblieben“. Wer das begehrte „Leistungsabzeichen“ mit Rune erringen wollte, hatte zunächst eine Startgebühr auf das Konto des Anführers der „Mecklenburgisches Aktionsfront“ (MAF) zu überweisen.Bei eisiger Kälte versammelten sich am 24. Februar nur rund 80 Neonazis am Treffpunkt Araltankstelle in Neubrandenburg, um dann etwa gegen 10.00 Uhr vom Augustabad direkt am See in Richtung Stadtmitte zu starten. Die Teilnehmer kamen unter anderem aus Ostvorpommern, Ueckermünde, Rostock und dem Oberhavelkreis, einige von ihnen trugen schwere Rucksäcke und Militärkleidung. Polizeikräfte waren direkt am Startpunkt nicht zu sehen. Vor dem Wassersportzentrum, wo sich NDR-Mitarbeiter aufgestellt hatten, sammelten sich auch Polizisten, sie stiegen jedoch erst gar nicht aus den Fahrzeugen. Währenddessen fuhren David Petereit und andere Rechtsextremisten die Strecke immer wieder mit ihren Autos ab.Die Rechtsextremisten ließen es sich nicht nehmen durch das ehemalige nationalsozialistische „Musterdorf“ Alt-Rhese mit seiner damaligen Reichsärzteführerschule zu wandern. „Haus Schlesien – erbaut im Jahre 3“ steht zum Beispiel an einem der schmucken, renovierten Reetdachhäuser, die sie passieren sollten. Ausgangszeitpunkt für diese spezielle Zählung ist 1933, das Jahr der Machtergreifung Adolf Hitlers. Neonazi-Checker fuhren den Ort immer wieder ab. Aber es war alles ruhig in Alt-Rhese. Von Protest oder Polizei keine Spur. Überhaupt schien sich niemand über die Grenzen der kreisfreien Stadt Neubrandenburg hinaus mehr für den Neonazi-Geländemarsch zu interessieren. So konnten junge Nazis ungestört alten Werten huldigen und wurden am Ziel mit einer warmen Suppe belohnt.
Andrea Röpke

Quelle
Bnr [28.02.07]