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Tuesday, August 28, 2007

„Privatveranstaltung“

Rechtsextremes Spektakel mit Fußball und „Nationalem Flohmarkt“ im Dammereezer Schlosspark.

Zum Mecklenburger Fußballturnier reisten die rund 200 Teilnehmer aus fünf Bundesländern am Samstag mittag bis 12.00 Uhr an. Sie kamen aus Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Am Tanktreff in Vellahn im Landkreis Ludwigslust hatten die Organisatoren einen Schleusungspunkt eingerichtet.

Glatzköpfige Wegweiser und ein Mitglied des NPD-Ordnungsdienstes sammelten die ankommenden Fahrzeuge und führten sie im Konvoi zum nahegelegenen „Dammereezer Schlosspark“. Dort nahmen die NPD-Funktionäre Andreas Theissen und Torgej Klingbiel, gemeinsam mit der „Gemeinschaft Deutscher Frauen“ (GDF) um Runhild Köster, die Gäste in Empfang. Es gab mehrere Mannschaften unter anderem in braunen, hellblauen, weißen, roten und schwarzen Shirts. Die Fußball-Spieler trugen Fantasie-Nummern wie „88“ und Szene-Aufdrucke. Auf dem Fußballfeld im öffentlich zugänglichen englischen Schlosspark tollten Kinder herum. Ein Grill wurde aufgebaut. Stefan Köster, NPD-Landtagsabgeordneter in Schwerin, stülpte sich eine gelbe Leuchtweste über, um als Schiedsrichter für Recht und Ordnung beim Spiel zu sorgen. Aufgeregt rannte Köster zwischen den Spielern herum. Kösters Frau hatte die Anwesenden im Auftrag der GDF zeitgleich zum „1. Nationalen Flohmarkt“ geladen, Baby- und Kindersachen lagen auf einem Biertisch.
Ein herrlicher Familientag, dieser 25. August, für die Rechten. Wäre da nicht das Fernsehteam vor dem Eingang des Parks, sowie die zwei anwesenden Zivilbeamten aus Schwerin. Kaum bemerkten die NPD-Anhänger die Störenfriede, begannen sie den öffentlichen Platz abzuschirmen und einige jüngere Glatzen patroullierten zwischen den Bäumen. Torgej Klingbiel und Runhild Köster machten den Journalisten unmissverständlich klar, dass sie es nicht wünschten, gefilmt zu werden. Damit hatten die Rechtsextremisten Erfolg. Die zwei anwesenden Beamten baten ebenfalls, nicht zu filmen, weil es sich um eine „Privatveranstaltung“ handele und sie nicht für den Schutz der Pressevertreter sorgen könnten. Danach forderten sie sie zum Gehen auf.
Dass der Vorsitzende des Fördervereins „Dammereezer Park“ zuvor eine Drehgenehmigung erteilt und betont hatte, die Gäste hätten kein Hausrecht, spielte keine Rolle. Der Vorsitzende des Fördervereines zeigte sich später entsetzt, als er vom Hintergrund des „Fußballturniers“ erfuhr. „Diese Ideologie lehne ich ab“, betonte er gegenüber der taz und versprach: „Hier spielen die nie wieder!“ Es war wohl Andreas Theissen, der als Handwerker aus der Umgebung telefonisch angefragt hatte. Theissen ist NPD-Kreisvorsitzender und hatte 2006 am Wahlabend am 17. September in Schwerin einen NDR-Kameramann tätlich angegriffen.. Gegenüber der „Schweriner Volkszeitung“ (SVZ) bestätigte die Polizei in Schwerin den Vorfall und begründete ihr Vorgehen mit „Deeskalationspolitik“. Die SVZ erinnerte daraufhin an das Grundrecht Pressefreiheit.
Als Samstag nachmittag ein Krankenwagen von den nationalen Fußballern angefordert wurde, weil sich jemand am „rechten Knie“ verletzt habe, da stellte die Polizei zwei uniformierte Beamte am Ortseingang zur Kontrolle ankommender Fahrzeuge auf. Ansonsten war keine Polizei zu sehen. Die Gäste hätten alles sehr sauber verlassen, betonte ein Anwohner.

Bereits am nächsten Tag sorgte der kleine Ort wieder für Schlagzeilen. Denn einer Polizeimeldung zufolge, hatten zwei Jugendliche in einem Dammereezer Waldstück mit einer Gaspistole experimentiert. Bei der anschließenden Explosion wurden einem 14-Jährigen vier Finger abgerissen. Nach Polizeiangaben laufen die Ermittlungen hier auf vollen Touren. Die Herkunft der Waffe sei dabei noch unklar.
Der Dammereezer Förderverein, der den Schlosspark zu einem touristischem Aushängeschild der Region gemacht hat, trifft sich heute Abend zur Vorstandssitzung. Zu den Ehrenmitgliedern zählen CDU-Landrat Rolf Christiansen und SPD-Politiker Till Backhaus.