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Tuesday, November 19, 2013

In Schneeberg gingen Nazis auf Journalistenjagd—und die Polizei tat nichts

Schneeberg werde ich so schnell nicht vergessen. Als ich am Samstagmorgen mit zwei Fotografen aus Berlin in Richtung der sächsischen Kleinstadt aufbrach, war ich mir noch ziemlich sicher, dass ich vor allem einen kalten, langweiligen Samstag vor mir hatte.

Als wir die Stadt nachts fluchtartig wieder verließen, um unseren von rechtsgesinnten Schlägern verprügelten Kollegen aus dem Krankenhaus im Nachbarort abzuholen, hatte ich schon ein paar wichtige Dinge dazugelernt: dass man sich mitten in einer deutschen Stadt genauso bedroht und hilflos fühlen kann wie in einem Vorort von Johannesburg, dass die offiziellen Versionen eines Ereignisses fast nichts über seine Bedeutung aussagen, und dass die deutsche Polizei es nicht immer wirklich als ihre Aufgabe ansieht, dem alltäglichen Terror der NPD Einhalt zu gebieten. Aber zurück zum Anfang.

Wir (der Fotograf Björn und ich) sind nach Schneeberg gefahren, weil dort ein lokaler NPD-Mann (Stefan Hartung) bereits zum dritten Mal innerhalb weniger Wochen einen „Lichtellauf gegen Asylmissbrauch“ veranstalten wollte, zu dem die Bürger Schneebergs ausdrücklich eingeladen waren.

Obwohl es bereits seit Jahren eine Erstaufnahmeeinrichtung in der ehemaligen Gebirgsjägerkaserne am Schneeberger Stadtrand gibt, hat die Nachricht, dass noch ungefähr weitere 500 Flüchtlinge dort untergebracht werden sollen, für einige Unzufriedenheit in der Stadt gesorgt. Die NPD hat schon bei den Protesten in Hellersdorf in Berlin das Potenzial dieser Ängste erkannt und versucht, sich durch gezieltes Schüren der Ressentiments gegen Flüchtlinge in Orten wie Schneeberg in die Mitte der Gesellschaft zu mogeln. Wir wollten also herauszufinden, wie das in der Praxis aussieht. ...lesen

Siehe auch:

Sächsische Phantomschmerzen (Beim dritten Marsch der NPD gegen ein Asylbewerberheim in Schneeberg gibt es zwei Aktionen gegen die NPD – aber nicht alle für die Flüchtlinge.) [17.11.13]
Neonazis gehen auf Journalisten los (Schneeberg im Erzebirge ist zum Symbol für den Streit um Asylunterkünfte geworden. Beim von Neonazis organisierten "Lichtellauf" werden Journalisten besonders drangsaliert.) [27.11.13]