Dessau in Sachsen-Anhalt / Nazis als Opfer
Entwicklungen in einer ganz normalen Stadt – von der Gruppenfindung über rechtsextreme Erlebniswelt zur „Systempartei“ mit Streit und Querelen um Macht, Posten und Zersetzung
2001 stellten die „Freien Nationalisten Dessau-Anhalt“ seit längerem mal wieder eine Gruppenstruktur dar, die sich der Halluzination einer „nationalen Revolution“ auch in Dessau hingeben wollten. Demotourismus war von den Jungaktivisten schnell als Regelmäßigkeit überregional zu beobachten. Schwer war es nicht, die Dessauer bei Aufmärschen festzustellen, schließlich hatten sie von Anfang an immer ein und das selbe Transparent dabei, welches einzig groß den Gruppennamen darstellte. Mit Selbstinszenierung voran, für Inhalte war die Jugendgruppe wohl noch ungefestigt.Schon 2003, als vielerorts Neonazis die Protestveranstaltungen gegen den Irakkrieg zu vereinnahmen versuchten, war einer, damals noch ganz jung, mit erhobener Hand vorn dabei – Christian Weinert. Am Dessauer Rathaus sammelte er sich mit seinem Grüppchen und ersuchte Teilnahme an den dortigen Kundgebungen. Schließlich hatten die Kameraden aus Halle damals den Kurs „gegen den Irakkrieg“ vorgegeben.
Die folgenden Jahre der „Freien Nationalisten Dessau-Anhalt“ waren geprägt von ständigem Demotourismus und sporadischen Aufkleber-Aktionen im Stadtbild. Anderweitig war die Gruppe lange Zeit kaum wahrnehmbar. Auch war nie zu erkennen, dass die NPD in Dessau Fuß fassen konnte. Die jungen Neonaziaktivisten schienen stets auf die Prinzipien der „Freien Nationalisten“ zu bestehen und sich nicht von Parteiarbeit beeinflussen zu lassen. Das spiegelte sich auch in der marginalen Basisarbeit der NPD zu dieser Zeit wieder – sie war quasi nicht vorhanden.
Im Frühjahr 2006 gründete sich der NPD-Kreisverband „Wolfen-Anhalt-Dessau“ mit Carola Holz als Vorsitzende. Die arbeitslose Wahl-Ostdeutsche, die folglich auch Landesvorsitzende der NPD war, bemühte sich bereits vorher um Kontakte zu den Neonazikameradschaften der Region und darüber hinaus. ...lesen
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