antifa , antifaschistische aktion , antifaschistische aktionen

Wednesday, January 03, 2007

Obernkirchen: Erneute Schändung des Jüdischen Friedhofs in der Sylvesternacht

Die von Marcus Winter am Heiligabend für Sylvester angekündigte Demonstration der "Nationale(n) Offensive Schaumburg" (NOS) in Minden fand nicht statt. Diese war weder polizeilich angemeldet noch sonst wie öffentlich beworben worden. Die zuständige Mindener Kreispolizeibehörde wollte eine eventuelle "Spontan"-Demonstration oder "Eilversammlung" aber bis zum Schluss nicht ausschließen. Zu zutrauen ist dem Umfeld der NOS allerdings mit Sicherheit die erneute Schändung des Jüdischen Friedhofs in Obernkirchen in der Sylvesternacht:Fünf Grabstellen des Friedhofs wurden beschädigt. Die antisemitischen Täter warfen die Grabsteine um, wobei eine Steinplatte zerbrach und bei zwei anderen der Sockelanker herausgebrochen wurde. Vier der umgestürzten Grabsteine stammen als älterer Zeit und waren als stehende Sandsteinplatten mit Inschriften ausgeführt, die fünfte Grabstelle ist neueren Datums, denn der Friedhof ist immer noch aktiv, auf ihm werden jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger noch immer beigesetzt.In Westfalen-Lippe erinnern mehr als 250 Friedhöfe als letzte Zeugen an ein ehemals blühendes jüdisches Leben. Der überwiegende Teil dieser Friedhöfe ist geschlossen und wird nicht mehr belegt, da allein von den ehemals rund 1.000 Jüdinnen und Juden im Kreis Minden die Shoa nur etwa 20 überlebten.Verweis: Jüdische Geschichte in Obernkirchen: www.obernkirchen-info.de/bergstadt/juedische-geschichte.htmUnter der Eingabe des Stichwortes "Obernkirchen" finden sich auf www.hiergeblieben.de zahlreiche Artikel zu diesen Schändungen, der Renovierung des Friedhofes und zu den offenkundigen politischen Zusammenhängen.In Kürze als Ergänzung zur heutigen Meldung der Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg, die sich auch auf den März 2006 bezieht, eine Erinnerung:Gleich vier Hakenkreuze wurden am 21. März 2006 auf dem Jüdischen Friedhof in Obernkirchen entdeckt. Beschmiert waren drei Gräber, zwei Hakenkreuze waren dabei auf das Grab des letzten jüdischen Mitbürgers gesprayt, der dort 1999 bestattet wurde: je eins auf dem Grabstein und eins auf der Grabplatte. Erst Mitte November 2006 war die Sanierung aller Grabsteine auf dem Friedhof beendet. Die Ruhestätte hatte einen neuen Zaun und ein Stahltor mit Davidsstern erhalten. Das Fachkommissariat Staatsschutz der Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg sah damals die Tat in Verbindung mit einer anderen Aktion: Mehrere Zettel und ein Rudolf-Heß-Plakat klebten - ebenfalls am 21.03.2006 - am Schaukasten des Berg- und Stadtmuseum und anderen Stellen der Stadt. Schon zuvor am 12. März war die Gedenkstätte am ehemaligen Standort der Jüdischen Synagoge in der Strullstraße/Bornemannstraße mit Hakenkreuzen und SS-Runen verunziert worden. Das Fachkommissariat Staatsschutz mutmaßte, dass beide Taten eine Reaktion auf zwei Razzien vom 08.03.2006 gewesen sein könnten: Damals waren in Raden und in der Nähe des Steinhuder Meeres die Wohnungen zweier Neonazis aus dem NOS-Umfeld durchsucht worden Sie standen im Verdacht, mit Schrauben und Zwillen gegen ausländische Imbisse und auf einen Pkw geschossen zu haben. Gegenüber Vertretern aus Politik, Verwaltung und der Jüdischen Gemeinde Niedersachsen, versicherte die Obernkirchener Polizei am 22. November 2006 dann auch nachdrücklich, dass der Friedhof "unter besonderer Aufmerksamkeit" stehe. So stellt sich nun die konkrete Frage, warum der zuständige Staatsschutz nicht gewillt oder in der Lage war, die bekannten Führungsfiguren der NOS am Jahreswechsel im Auge zu behalten. Anlass dazu haben die militanten Antisemiten um Marcus Winter und Arwid Strelow reichlich gegeben - in aller Öffentlichkeit auf ihrer Internetseite und am Heiligabend bei der Abschlusskundgebung vor dem Mindener Bahnhof.

Quelle
Hiergeblieben.de

Siehe auch:

Jüdischer Friedhof geschändet