Kriminelle Nazi-WG
Das kriminelle Umfeld der als militant geltenden „Nationalen Offensive Schaumburg“ (ehemals Kameradschaft Weserbergland) scheint größer als bisher angenommen. Mitte März 2008 wurde Bernd S. (Bernd Schuster) wegen Mordverdachts festgenommen. Die Staatsanwaltschaft in Bückeburg verdächtigt den 30-Jährigen, vor sieben Jahren die 48-jährige Krystyna Pagacz-Znoj ermordet zu haben. DNA-Spuren führten die Ermittler zur Nazi-WG nach Lindhorst bei Stadthagen. Dorthin hatte sich Bernd S. nach seiner Haftentlassung im Sommer 2007 umgemeldet. Fünf Jahre zuvor war er wegen zwei Banküberfällen in Rehren und Eisbergen verurteilt worden. Kaum auf freiem Fuß suchte der Rintelner Kontakt zu den Anführern der „Nationalen Offensive Schaumburg“ (NOS).
Gemeinsam mit Arwid Strelow, einem der Köpfe der NOS, soll S. im vergangenen Jahr einen gemeinschaftlichen Diebstahl auf einer Baustelle begangen haben. Strelow sitzt seit Oktober letzten Jahres eine rund 2-jährige Haftstrafe unter anderem wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung ab. Sein Kamerad S. sollte sich derweil um das Haus in Lindhorst kümmern. Dort halten sich auch immer wieder die weiteren NOS-Anhänger Marcus Winter und Marco Siedbürger auf. Auch Winter saß bereits mehrere Jahre im Gefängnis, er wurde 2002 mit Haftbefehl gesucht, weil er einen Schüler misshandelt hatte. Zur Zeit läuft ein Verfahren gegen den ehemaligen NPD-Direktkandidaten zur Bundestagswahl 2005 wegen Volksverhetzung. Winters Bewährungs-zeit läuft noch bis Anfang nächsten Jahres.
Der 26-jährige Siedbürger ist für den Tod von Peter Deutschmann aus Eschede 1999 mitverantwortlich. Wegen gefährlicher Körperverletzung mit Todesfolge verbrachte er bereits fünf Jahre in Haft. Auch er wohnte vorübergehend in Lindhorst und nahm an zahlreichen NPD-Demonstrationen in der Region teil. Gegen Siedbürger gab es seit seiner Haftentlassung immer wieder Ermittlungen wegen Körperverletzung und anderen Delikten. 2007 wurde er vom Amtsgericht Nienburg zu 18 Monaten verurteilt, das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig.
In diesem Umfeld bewegte sich auch Bernd S., wie die Staatsanwaltschaft jetzt gegenüber den „Schaumburger Nachrichten“ bestätigte. Gegen den unter Mordverdacht stehenden ehemaligen Koch liegt beim Amtsgericht Stadthagen zudem eine Anklage wegen Körperverletzung vor, er soll einen Punker auf dem Bahnhof in Haste zusammengeschlagen haben. Szenekenner vermuten, dass sich Bernd S. bereits in seiner Jugend in der rechten Rintelner Skinheadszene bewegt hat. Für einen politischen Hintergrund des Mordes an Krystyna Pagacz-Znoj fehlt den Ermittlern aber jedes Indiz. Untersuchungen hatten damals ergeben, dass die gebürtige Polin einem Sexualverbrechen zum Opfer gefallen war.
Bnr [11.04.08]
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