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Thursday, October 25, 2007

Bauen unter Polizeischutz

Initiative Mediaspree wird vor Aktionen von Autonomen gewarnt. Firmen setzen mehr Wachleute ein

Von der Oberbaumbrücke werfen Vermummte Farbbeutel auf potenzielle Investoren, die mit einem Schiff vorbeifahren. Die große LED-Werbetafel an der Mühlenstraße wird mit Paintball-Waffen beschossen. Schilder auf Baustellen werden beschädigt. Solche Vorfälle häufen sich im Spreeraum von Friedrichshain-Kreuzberg. Ziel ist die Initiative Mediaspree, ein Zusammenschluss von Investoren, die zwischen Elsen- und Jannowitzbrücke Milliarden verbauen wollen.

In einem Brief teilte der Polizeipräsident dem Regionalmanagement Mediaspree mit: "Ich möchte Sie in Kenntnis setzen, dass das Projekt Mediaspree in den Fokus der autonomen ,linken Szene? in Berlin gerückt ist." Die Szene sehe ihre "Lebensräume" bedroht und mache dafür die Investoren verantwortlich.

"Konkrete Hinweise auf eine Gefährdung gibt es gegenwärtig nicht, aber wir haben Kontakt zu den Bauherren aufgenommen", sagte gestern Polizeisprecher Bernhard Schodrowsky. Die Polizei fährt im Gebiet verstärkt Streife und hat den Investoren einen festen Ansprechpartner benannt. Auch bei den Bauherren wird auf die Lage reagiert, wie Detlef Kornett, Geschäftsführer der Anschutz Entertainment Group (AEG), sagt. Die AEG baut seit gut einem Jahr nahe dem Ostbahnhof die Multifunktionsarena O2 World. Über gestohlene Baustellenplakate, die mit Parolen wie "O2 versenken!" beschmiert am besetzten Südflügel des Künstlerhauses Bethanien hängen, ärgert er sich nur mäßig.

"Schlimmer ist, dass wir einen extra Wachschutz engagieren mussten, der darauf achtet, dass unsere Werbetafel und der Bootsanleger nicht wieder beschädigt werden", sagt Kornett. Erhöhte Aufmerksamkeit herrsche auch auf der Baustelle: Lkw würden verstärkt kontrolliert. Und Besucher, die zum "Tag der offenen Baustelle" am 10. November kommen, müssten unter anderem auf Taschenkontrollen gefasst sein.

Christian Meyer, der Regionalmanager der Initiative Mediaspree, spricht von einer diffusen Bedrohung: "Niemand weiß genau, wie sich die linke Szene zusammensetzt", sagt er. Aber an den regelmäßigen Demonstrationen im Spreeraum gegen die Bauherren beteiligten sich vor allem Bethanien-Besetzer und Sympathisanten des geräumten linken Szenetreffs "Köpi". Zur Offensive der Investoren gehört auch ihr Widerspruch gegen das Bürgerbegehren der Initiative "Mediaspree versenken". Die Initiative sammelt Unterschriften, weil sie im Spreeraum Hochhäuser verhindern und einen 50 Meter breiten Uferstreifen generell von Gebäuden frei halten will. Die Investoren befürchten einen riesigen Wertverlust für ihre Grundstücke, sollte die Initiative erfolgreich sein. Manager Meyer: "Mehrere Bauherren werden juristisch dagegen vorgehen, weil sie das Bürgerbegehren in dieser Form für unzulässig halten."

Quelle
Berliner Zeitung [26.10.07]

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