Potsdam: Schulen im Visier
NPD will Jugendliche ködern / Gericht stoppt Neonazi-Zeitung
Sie kamen um die Mittagszeit, lungerten vor dem Schultor herum, gerade so, als wären sie zufällig vorbeikommen. Standardklamotten, Normalfrisur. Gesichter, die man nicht unbedingt wiedererkennen würde, wenn man ihnen ein zweites Mal auf der Straße begegnet. "Das waren nicht die typischen Neonazis wie man sie sich vorstellt", sagt Jürgen Beyer, Rektor der Graf-Arco-Oberschule in Nauen (Havelland). Der Rechtsradikale von heute schlüpft in ein bürgerliches Gewand, um sich an die Jugend ranzumachen. Er verteilt bunte Magazine mit netten Bildern von netten Mädchen und schreibt, dass er ja gar nicht so böse sei, wie ihn "Lehrer, machtgeile Politiker oder bezahlte Antifaschisten" machen. Nur lesen will es keiner.
"Die Schüler haben die verteilten Exemplare gleich bei uns abgegeben", sagt Schulleiter Beyer. Schließlich waren die Schüler in Brandenburg längst gewarnt, dass die NPD nach den Herbstferien versuchen würde, eine Schülerzeitung unter die Jugend zu bringen. Vor zwei Wochen hatte die NPD in Märkisch-Oderland bereits ein regionales Blatt mit dem Titel "Brennnessel" verteilt. Das zwölfseitige Heftchen namens "Stachel", das nun diese Woche an Schulen in Berlin und Brandenburg aufgetaucht ist, trägt die Unterschrift beider NPD-Landesverbände. In Nauen, Rathenow (Havelland), Storkow (Oder-Spree), Schwedt (Uckermark) und Cottbus ist das Blatt laut Bildungsministerium an Schüler abgegeben worden. Dabei wird es wohl vorerst bleiben. Denn gestern entschied das Landgericht Berlin, dass die NPD keine Zeitung mit dem Titel "Der Stachel" mehr verteilen darf. Die Berliner Grünen waren per einstweiliger Verfügung gegen das Neonazi-Blatt vorgegangen, das denselben Namen trägt wie ihre Parteizeitung. "Ich bin über die Gerichtsentscheidung sehr erleichtert", sagt die Berliner Landesvorsitzende der Grünen, Irma Franke-Dressler. Alle demokratischen Parteien seien aufgefordert, gegen das immer aggressivere Auftreten der NPD vorzugehen. Auch Wolfram Hülsemann, Leiter des Mobilen Beratungsteams in Brandenburg, hat beobachtet, dass sich die Rechtsextremen mit noch nie dagewesener Intensität um jugendliche Sympathisanten bemühen. "Vor allem junge Frauen werden verstärkt angesprochen." Insgesamt versuche die NPD, sich in die politische Alltagskultur einzuschleichen. "Die geben sich als die guten Menschen von nebenan", warnt Hülsemann. ...lesen
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Lob und Dank zum beruflichen Abschied des Mitbegründers der Mobilen Beratungsteams und Friedenspreisträgers Wolfram Hülsemann [26.04.08]
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