antifa , antifaschistische aktion , antifaschistische aktionen

Saturday, November 03, 2007

Wikipedia rechtsaußen

Ein Buch beleuchtet, wie braune Wortergreifungsstrategie im weltweit größten Internet-Lexikon funktioniert

Neonazi-Videos bei YouTube, Profile von Rechtsextremisten bei MySpace - das Internet als unkontrollierbares Medium, in denen Nazis machen können, was sie wollen. Doch während Videos und Musik von Neonazis unschwer zu erkennen sind, geht es bei Wikipedia deutlich subtiler zu. Das meint nicht nur Günter Schuler. Er hat die größte Online-Enzyklopädie ausführlich analysiert und das Buch 'Wikipedia inside' vorgelegt. Ein Interview.

Wer im Internet-Lexikon Wikipedia aufmerksam blättert, stößt dort seit Anbeginn der Wikipedia-Geschichte auf auffallend viele Einträge, die offenbar ganz gezielt von Rechtsextremen eingestellt worden sind oder bearbeitet werden. Ein ganz banales Beispiel: Im Eintrag über den Hamburger Neonazikader und Organisator zahlreicher rechtsextremer Aufmärsche Christian Worch gibt es etwa einen Verweis auf einen Eintrag "Willi Worch". Sie kennen ihn? Genau. Muss man nicht, aber es ist erhellend, warum er offensichtlich dort platziert worden ist. Christian Worch will offenbar darstellen, eine gute Nazivergangenheit zu haben. Deshalb erfahren wird dort u.a., dass Willi Worch nicht nur 1896 als Sohn des Schreinergesellen Adam Worch geboren wurde und eine Ausbildung zum Bierbrauer genoss. Zu lesen ist bei Wikipedia auch, was den späteren "Vertreter" noch auszeichnen soll um eines Platzes in der Web-Enzyklopädie würdig zu sein (mit Stand vom 2.11.2007):

"...Seit 1923 war er aktiv in völkisch-nationalen Gruppierungen und wurde am 1. Januar 1926 Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnr. 24375) und der SA, welcher er bis 1930 angehörte. Zwischen 1927 und 1929 war Worch Bezirksführer des Bezirks Karlsruhe der NSDAP und zwischen 1930 und 1935 Stadtrat mit dem Mandat der NSDAP. Von 1930 bis 1932 war Worch Sektionsleiter der NSDAP Karlsruhe-Südstadt und wurde im Sommer 1932 zum NSDAP-Kreisleiter von Karlsruhe ernannt, dieses Amt übte er vom 1. Januar 1933 bis Ende 1944 hauptamtlich aus. 1933 trat er der NSV bei und 1935 wurde Worch Mitglied des NS-Fliegerkorps. Er war verheiratet seit 1935 mit Erika geb. Riedner, aus dieser Ehe gingen vier Kinder hervor. 1936 wurde er Mitglied des RLB. In der Zeit von 1937 bis 1944 war Worch Beisitzer beim Volksgerichtshof....Seit 1949 arbeitete Worch als Vertreter. Sein Enkel Christian Worch ist einer der führenden Köpfe der rechtsextremen Szene in Deutschland...".

Eine geschickt platzierte Naziabstammungslehre. Doch bei Wikipedia passiert noch mehr in dieser Richtung, dokumentiert in einem neuen Buch ("Wikipedia inside"), über das NPD-blog-Autor Patrick Gensing für mut-gegen-rechte-gewalt.de mit dem Autor Günter Schuler sprach (hk.): ...lesen


Siehe auch:

Wortergreifungsstrategie 2.0: Rechte bei Wikipedia
Wikipedia: Im Visier der Rechten (Günter Schuler beschreibt die weitere Entwicklung nach dieser kurzen öffentlichen Debatte) [16.10.08]