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Friday, June 05, 2009

Psychoterror in Töplitz

Neonazis haben einen Reiterhofbetreiber auf dem Kieker / Ortsvorsteher in Sorge

Ein verwunschenes Idyll hatte sich der Wanderer aus Potsdam für den Wochenendausflug ausgesucht: Töplitz, jene Kirschen-Insel bei Werder, wo Fleckvieh auf den Auen grast und der Reiher am Badestrand nach Jungzandern schnappt. Sein Weg führte den Wandersmann zum alten Weinberg, wo süß-saure Wildsülze auf ihn wartete. Kurz vor dem Landgasthof nahm der Fremde den falschen Abzweig. Mit der Idylle war es schlagartig vorbei.

Neonazi-Parolen, SS-Runen, Hakenkreuze, Todeswünsche wie „Stirb du Jude“ oder „Wir kriegen dich“ bis zu „Kinderschänder“ prangten haushoch auf den Wänden und Toren alter Ställe und Garagen, an einer Landarbeiterhütte und einem alten Lastwagen – Zeugen einer nicht mehr nur psychologischen Terror-Kampagne, die rund um den alten Weinberg für Verunsicherung sorgt. Und das in einem Ortsteil von Werder, jener Stadt, die seit einigen Tagen das Gütesiegel „Ort der Vielfalt“ trägt – verliehen von der Bundesregierung.

Der Staatsschutz der Kriminalpolizei ermittelt inzwischen wegen „Verwendens von Zeichen verfassungsfeindlicher Organisationen“. Wenn es nur das wäre.
Hier haben nicht Betrunkene halbstarken Schwachsinn getrieben, Ziel der menschenverachtenden Schmierereien ist ein Bewohner des Ortes: Klaus K., Betreiber eines Reiterhofs. Die Parolen aus der Herrentags-Nacht sind nur ein weiterer Tiefschlag. Seit Monaten haben ihn Neonazis auf dem Kieker.

Die Wahrheitsfindung ist schwierig, besonders auf dem Dorf, wo jeder jeden kennt. Klaus W. verweigert selbst jede Stellungnahme. Doch weiß man in der Nachbarschaft: Alles begann, als der Unternehmer aus Berlin sich mit einem 27-jährigen polizeibekannten Rechtsradikalen anlegte, der zur Miete bei ihm wohnte: K. Ein nicht weiter bemerkenswerter Zoff zwischen Eigentümer und Mietpartei. Als W. es wagte, K. vor die Tür zu setzen, begann die Hetze, berichten Einheimische. ...lesen

Siehe auch:

Polizei forciert Ermittlungen [06.06.09]
Töplitz rüstet gegen Rechts [11.06.09]
Sie wollen nicht länger zusehen („Wir sind kein Nazinest“, so der Töplitzer Ortsbürgermeister Frank Ringel) [02.07.09]