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Monday, December 22, 2008

Revisionismus auf dem Lehrplan

Konservativ-rechtsextremes Netzwerk reicht bis in die Bundeswehr hinein

Die Bundeswehr engagiert einen eindeutigen Geschichtsrevisionisten als militärhistorischen Ausbilder. Die militärhistorischen Exkursionen der 10. Panzerdivision werden seit 2003 von Oberst a.D. Klaus Hammel unterstützt. Das bestätigte die Bundesregierung jetzt auf Anfrage von Ulla Jelpke (Die Linke) Hammel setzt sich vehement für ein positives Bild von der Wehrmacht ein.

Große Stücke hält er auf seinen Kameraden, den Bundeswehrgeneral a.D. Gerd Schultze-Rhonhof, einem bei rechtsextremen Burschenschaften und anderen einschlägigen Vereinigungen gern gesehenen Referenten. Der ist, wie Hammel in einem im Internet kursierenden Schreiben ausführte, ein »fachlich wie menschlich hochgeschätzter ehemaliger Truppenführer unserer Armee«, der sich durch »besonders sorgfältiges Analysieren und tiefergehendes Nachdenken« auszeichne. Als »Frucht dieses Nachdenkens« bezeichnete Hammel das Buch »Der Krieg, der viele Väter hatte«, in dem Schultze-Rhonhof die deutsche Kriegsschuld relativiert: Hitler habe eigentlich nur »die Menschenrechte der deutschen Minderheit in Polen« verteidigen und die »Heimkehr der Danziger Bevölkerung in ihr Mutterland« organisieren wollen.

Hammel selbst schreibt nach Angaben des Historikers Stephan Stracke in einem Beitrag für das Buch »Die Soldaten der Wehrmacht«, erst die »grausame Kriegführung« sowjetischer Partisanen habe zu Übergriffen der Wehrmacht geführt. Daß das Verteidigungsministerium vor einigen Jahren vorsichtig von einigen besonders rechtslastigen Traditionsvereinen abrückte, bezeichnete Hammel als »Entmündigung von oben«, ja er warf dem Ministerium gar vor, »Gleichschaltung« zu betreiben.

Hammel muß »nach derzeitigem Kenntnisstand« (der Bundesregierung) gehen – aber nicht wegen seiner geschichtspolitischen Amokläufe, sondern aus Altersgründen. Die Notwendigkeit, die Ausbilder sorgfältiger auszuwählen, sieht das Verteidigungsministerium nicht: Die Vorgesetzten seien »mündige und verantwortungsbewußte Staatsbürger in Uniform« und ohnehin verpflichtet, »extremistischen Tendenzen mit Entschiedenheit entgegenzutreten«, heißt es.

Hammel ist allerdings bislang niemand entgegengetreten. Vielmehr, so Jelpke, offenbare sich »ein rechtsextrem-konservatives Netzwerk«, das bis in die Bundeswehr hineinreiche: Hammel ist Mitglied des Kameradenkreises der Gebirgstruppe, dessen wehrmachtsverherrlichende Gedenkfeier im bayerischen Mittenwald regelmäßig von der 10. Panzerdivision unterstützt wird. In der Dezemberausgabe seiner Vereinszeitschrift »Die Gebirgstruppe« wird der in München angeklagte mutmaßliche Kriegsverbrecher Josef Scheungraber verteidigt, Morde der Wehrmacht an unbewaffneten Zivilisten als »Kriegshandlungen« verharmlost.

Quelle
Junge Welt [20.12.08]

Zum Thema:

Bundesregierung: “Rechtsextrem-konservatives Netzwerk” existiert nicht (Kleine Anfrage der Linken) [29.01.09]